EIN KURZER AUFSATZ: ÜBER DIE ERNÄHRUNG UNSERER HUNDE …

EIN KURZER AUFSATZ: ÜBER DIE ERNÄHRUNG UNSERER HUNDE …

… kann man sich bekanntlich trefflich streiten. Jeder hat eine Meinung dazu, egal, ob er einen Hund hat oder nicht, egal, ob er von Ernährung etwas versteht oder nicht. Für eine sachliche Erörterung dieses streitigen Themas  sind ein fundiertes Wissen und weitreichende Erfahrung, gepaart mit Toleranz und Gelassenheit vonnöten. Wir werden anhand von Fakten, also nachgewiesenen Erkenntnissen, einen Weg aufzeigen, der anders als der gegenwärtige Trend verläuft und einen Ausweg aus der drohenden gesundheitlichen, Umwelt-, Klima- und Tierschutz-Misere weist.

Der Hund stammt vom Wolf ab. Das ist allgemein bekannt und unstreitig. Vor über 35.000 Jahren begann die Domestikation des Wolfes und damit die Entwicklungsgeschichte unserer Hunde. Das war die Entwicklung von natürlich und wild lebenden Tieren zu veränderten und angepassten Begleitern des Menschen.

Der vorwiegend fleischfressende Wolf hat sich zum allesfressenden Hund gewandelt, der aufgrund dieser Entwicklung in der Lage ist, auch Kohlenhydrate und hier vor allem Stärke zu verdauen.  Durch diese hohe Anpassung konnten die Hunde besser überleben als die Wölfe, die von uns Menschen fast ausgerottet wurden.

Da die Hunde früher von den Abfällen der Menschen lebten, änderten sich sowohl ihre Ernährungsgewohnheiten als auch ihre Nahrung. Heute gibt es vielfältige Fütterungsformen, bedingt durch sehr unterschiedliche Ansichten und Meinungen der Menschen, die Hunde halten.

Viele Menschen möchten ihren Hund so natürlich wie möglich ernähren. Aber von einer natürlichen Ernährung kann bei der Art der Ernährung heutzutage sowieso nicht die Rede sein. An unseren Hunden ist ebenso wie an uns Menschen nicht mehr viel ursprünglich und natürlich.

Verdauungsapparat und Gebiss der Hunde ähneln noch immer denen der Wölfe und doch haben sich die Verdauungsfähigkeiten durch die Anpassung von Enzymsystemen an die Nahrung verändert. Hunde können nach wie vor Fleisch verdauen, kommen aber auch mit pflanzlicher Nahrung sehr gut zurecht. Sie sind zum Carni-omnivoren geworden und damit den omnivoren Menschen ähnlich. Hunde müssen nicht zwingend Fleisch und Eier fressen und schon gar nicht Muttermilch anderer Tierarten trinken. Wichtig für unsere Hunde ist, dass ihnen das angebotene Futter schmeckt und alle essentiellen Nährstoffe in der Ration vorhanden sind. Woher die Nährstoffe kommen, von Tieren oder Pflanzen, ist unseren Hunden egal.

Viele Hundehalter meinen, dass die beste Futterration für ihren Vierbeiner möglichst viel Fleisch und kein Getreide enthalten müsse. Bei den Menschen bezeichnet man diese Diät als „low carb and high protein“. Der Überschuss an tierischem Eiweiß und der Gehalt an tierischem Fett führen sowohl bei Menschen als auch bei Hunden zu einer verstärkten Entzündungsneigung und zu Eiweißspeicherkrankheiten. Damit in Zusammenhang steht der starke Anstieg der Tumor- und Krebsrate bei  Menschen und Hunden in den letzten Jahren. Viele sogenannte Zivilisationskrankheiten wie Bauchspeicheldrüsenentzündung mit oder ohne Diabetes mellitus, Herzerkrankungen, Bluthochdruck, Demenzerkrankungen, Nierenkrankheiten und Krebs  treten gehäuft auf. In zahlreichen wissenschaftlichen Studien wird ein klarer Zusammenhang des Auftretens dieser Krankheiten mit der Ernährung deutlich, verursacht vor allem durch chronische Entzündungen und Eiweißablagerungen.

Eine vollwertige und rein pflanzliche Ernährung bedeutet nicht Verzicht auf Fleisch, Milch, Eier und deren verarbeitete Produkte, sondern einen vollkommenen Gewinn an Gesundheit und Lebenszeit.

Der Körper hat für die Verarbeitung der Nährstoffe Fette, Kohlenhydrate und Eiweiße verschiedene Programme und kann je nach Angebot derselben auf ein Sparprogramm umschalten und den betreffenden Nährstoff „sparsamer“ verarbeiten. Durch diese Sparprogramme wird ein hochtouriger Stoffwechsel vermieden, der wie bei einem Motor, der ständig Vollgas läuft, zur baldigen Erschöpfung und zum „Motorschaden“ führt. Weiterhin unterscheidet der Körper nach ihrer Wirkung zwischen „guten“ und „schlechten“ Fetten, Eiweißen und Kohlenhydraten. Dabei haben tierische Fette und Eiweiße sowie kurzkettige Kohlenhydrate wie Haushaltszucker eine negative gesundheitliche Wirkung und sind in der Regel kalorienreich. Pflanzliche Fette und Eiweiße sowie langkettige Kohlenhydrate haben eine positive gesundheitliche Wirkung auf den Stoffwechsel und den Organismus und sind deutlich kalorienärmer.

Durch das reichliche Angebot an Nährstoffen in unserer Gesellschaft ist Übergewicht und Fettsucht zu einem häufigen Problem geworden. Einerseits stellt Fettsucht eine eigenständige Krankheit dar, wenn ein bestimmtes Maß überschritten wurde. Andererseits wirkt Übergewicht auf andere Erkrankungen auslösend und fördernd.

Millionen Nutztiere müssen tagtäglich für die fleischhaltige Ernährung der Hunde sterben! Dabei sollte niemand glauben, dass Hunde heutzutage noch immer mit Abfällen der menschlichen Ernährung gefüttert werden. Sogenannte „Monoproteinfutter“ sind im Trend, für die ganze Nutztierherden gezüchtet werden. Hundefutter wird immer öfter in Lebensmittelqualität angeboten. Dagegen ist grundsätzlich aus tierärztlicher Sicht nichts einzuwenden. Jedoch zeigt dies, dass sich für die Ernährung unserer Hunde mit tierischem Eiweiß eine eigene Tierproduktion etabliert hat. Die Tierproduktion generell stellt einen tierschutzrelevanten Missbrauch von Tieren dar. Eine vollwertige und rein pflanzliche Ernährung unserer Hunde ist möglich und damit praktizierter Tierschutz.

Die Tierproduktion ist gleichzeitig Hauptproduzent von Treibhausgasen und damit Klimakiller Nummer Eins. Der Verbrauch an Flächen für den Anbau von Futterpflanzen für die Tierproduktion übersteigt bei weitem die Flächen, welche für den Anbau von Pflanzen für eine rein pflanzliche Ernährung notwendig wären. Der Wasserverbrauch für die Tierproduktion an sich und die Bewässerung der Futterflächen ist enorm. Eine vollwertige und rein pflanzliche Ernährung ist praktizierter Klima- und Umweltschutz.

Was hindert die Menschen daran, auf eine gesunde, Umwelt, Klima und Tiere schützende Ernährung ihrer Hunde umzusteigen, wenn diese so viele Vorteile hat? Sind es Gewohnheit, Unverständnis und mangelnde Aufklärung? Vermutlich ist es alles zusammen.

Davon ausgehend, dass sich jeder Hundehalter ein möglichst langes und gesundes Leben für seinen Hund wünscht, seine Umwelt erhalten und eine Klimaveränderung mit ihren gravierenden Folgen vermeiden sowie Tiere allgemein schützen will, wäre ein kleiner Schritt in Richtung Veränderung ein großer Erfolg für alle. Anfangs ein oder zwei Tage in der Woche „Verzicht“ auf tierische Produkte und Umsetzung einer vollwertigen und rein pflanzlichen Ernährung wäre ein Beginn mit ersten, schnell spürbaren gesundheitlich positiven Effekten. Dann sind große Erfolge für Umwelt, Klima und Tierschutz möglich.

Nachdenken bringt neue Erkenntnisse, Ausprobieren bringt neue Erfahrungen und Gewohnheiten kann man jederzeit ändern!

von Dr. med. vet. Uwe Romberger        Fachtierarzt für Kleintiere / Physikalische Therapie (Physiotherapie)

und Christine Burggraf                         Tierphysiotherapeutin / Akupunktur / Fachberaterin für Tiergesundheit